Hier
soll die Funktion dieser
Spezialkompasse beschrieben werden. Wir bitten um etwas Geduld.
Sie
können uns aber auch Ihre eigene Beschreibung zuschicken, wenn
Sie an diesem Projekt mitarbeiten möchten.
Die Feststellung des Phänomens "Magnetismus" und seine
Verwendung
in China wird am besten im Buch "Das Rätsel des
Kompass" (
The
riddle of
the compass, Amir D. Aczel,
2001) anhand zahlreicher Dokumente nachgewiesen.
Obwohl die Chinesen die Technologie zur Herstellen von
rudimentären Kompassen beherrschten, verwendeten sie ihn zwar
für die Orientierung im Raum (Feng Shui) aber nicht
für
die Navigation. Dies liegt möglicherweise daran,
dass China
vorwiegend ein Agrarland war und ein Kompass für die
Flussschifffahrt von keinem Nutzen war. Wenn Seeleute den
Kompass
für die Navigation auf See einsetzten, haben sie es vor
Fremden
(Jesuiten usw.) aus gutem Grund geheim gehalten. Auf jeden Fall war der
Magnetismus seit dem frühen 1. Jahrtausend und die Technik des
Magnetisierens seit dem frühen 2. Jahrtausend bekannt. Hier
auch
hat die katholische Kirche (nämlich die Jesuiten im Rahmen der
"Christianisierung" Chinas) die Weitergabe von alten wissenschaftlichen
Kenntnissen verhindert, als sie ganze Bibliotheken verbrennen
ließ.
Luo Pan Kompasse
- Die verschiedenen Systeme zur Teilung des Kreises
Je nach Anwendungsbereich haben die Chinesen (und
teilweise
auch die Japaner) seit alters verschiedene Systeme der Teilung des
Horizonts verwendet. In der alten chinesischen Astronomie
waren
die Himmelsrichtungen mithilfe von
Farben
und Tieren bezeichnet:
-
Nord:
schwarze Schildkröte
-
Ost:
blauer Drache
-
Süd:
roter Vogel
-
West:
weißer Tiger
Die Zählrichung begann mit dem Osten (Sonnenaufgang) und
setzte
sich im Uhrzeigersinne fort. Diese Richtungen hatten auch
einen
weiteren Wert:
-
Tung
(Osten) hieß auch
Tschang,
d.h. die obere Seite,
-
Nan
(Süden) hieß auch
Thsian, d.h.
die vordere Seite,
-
Si
(Westen) hieß auch
Hia,
d.h. die untere Seite,
-
Pé
(Norden) hieß auch
Heou,
d.h. die hintere Seite.
Die Zwischenpositionen wurden wie bei uns mitels Komposita
bezeichnet. Beispiel:Tung nan = Süd-Ost.
Daraus ergeben sich acht Hauptrichtungen. Sie wurden auch mittels
sogenannter Trigramme bzw.
kua
ausgedrückt (s. nachstehende Tabelle, astrologischer Kompass)
Es gab auch Teilungen in 12*, 16 und 24 Richtungen.
Die 24er Teilung wurde in der
Seefahrt
verwendet (s. dort Beispiel und Erläuterungen
- siehe auch unter
Verschiedenes
/
Himmelsrichtungen).
* Die 12er
Teilung war mehr
in Japan üblich.
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Die 12 Zeichen auf dem Panzer einer Schildkröte
Datenblatt
- Abmessungen: 100 x 70 x 40 mm
- Gewicht: 120 g
|
Die 12
Zeichen auf einem japanischen Taschenkompass

Die 12
Zeichen in Klaproths Buch (auf dem Bild unten, werden die Vier
Himmelsrichtungen im inneren Kreis von Innen nach außen
gelesen.

|
Phonetischer
Wert,
Übersetzung und Winkelwert:
1 - TSU
(Ratte): Nord
2 - Tscheou (Ochse): Nord 1/3 Ost
3 - In (Tiger): Nord 2/3 Ost
4 - MAO
(Hase): Ost
5 - Chîn (Drache): Ost 1/3 Süd
6 - Szu (Schlange): Ost 2/3 Süd
7 - OU
(Pferd): Süd
8 - Wei (Schaf): Süd 1/3 West
9 - Chin (Affe): Süd 2/3 West
10
- YEOU
(Huhn): West
11 - Siu (Hund): West 1/3 Nord
12 - Haï (Schwein): West 2/3 Nord
Diese 12 Zeichen können auch so kombiniert werden, dass 16
Richtungen ausgedrückt werden. Dabei wird jedes Viertel des
Kreises in vier Teile geteilt.
Beispiel: Mao
chîn =
Ost-Süd-Ost
|

Luo-Pan-Kompass (19. Jhdt.)
(Bild
anklicken für eine bildschirmfüllende Darstellung) |
Der
astrologische Kompass der Chinesen (Beschreibung aus dem Buch Lettre
à M.
le Baron A. de Humbodt sur l'invention de la boussole,
J.
Klaproth, 1834)
Link anklicken: Der
Luo-Pan in A. Schücks
Buch Der
Kompass (Bd. 2, 1915)
|
Datenblatt
- Durchmesser: 105 mm
- Höhe: 11 mm
- Gewicht: 150 g
Im ersten der 15 konzentrischen Kreise um die Kompassdose herum sind
die
acht Himmelsrichtungen mittels dreizeilige Zeichen (Trigramme oder Kua von
Fu Xhi
genannt) dargestellt.

Tabelle: die acht Trigramme bzw. Kua
in Klaproths
Studie. Daneben: moderne Transkription und englische
Übersetzung.
|
-
In der Neigung
einstellbare Sonnenuhr
Beschriftung der einstellbaren Tafel (Sonnenuhr) und der
Ringe um den Kompass herum: Grundlage sind die entsprechenden
Informationen aus J. Klaproth's Buch
Lettre
à M. le Baron A. de Humboldt,
1834 (online abrufbar
HIER):
- Sonnenuhr:
Über dem Gnomon: ein unleserliches Zeichen, Unter dem Gnomon:
das Zeiche "
bei
" (auch
Pé, nord)
sowie drei konzentrische Kreise:
- Innerer Kreis: der
12-Zeichen Zyklus.
- Mittlerer Kreis: zweimal die
Zahlen 1-12 im
Uhrzeigersinn.
- Äußerer
Kreis: (?)
- Kompass:
- Innerer Kreis: die acht
Trigramme von Fu Xhi (kua).
Mit den
Instrumenten oben
vergleichen.
- Mittlerer Kreis: die
gleichen in klassischer Schrift. N-W
in rot.
- Äußerer
Kreis: die 24 Tchéou
(s. MARINE).
Beschreibung:
Sonnenuhr mit in der Neigung einstellbarer
Grundplatte. In der metallischen Kompasskapsel ist eine N-S-Linie
eingeritzt. Die Südspitze der Magnetnadel ist rot bemalt. Die
Glasabdeckung wird mittels eines schwarzen Rings
fixiert. Unter
der Platte mit der Stundenskala befindet sich eine Reihe von 13
Einkerbungen, die mit schwarzer Tinte beschriftet sind. Die Vorderseite
weist eine Skala für chinesische Stunden auf. Zwei
Schriftzeichen
in
roter Tinte bedeuten, dass der Kompass nach Norden gedreht werden muss.
Eine abklappbare Messingsspitze dient als Gnomon.
Wenn aufgerichtet, steht sie senkrecht zur verstellbaren
Platte.
Auf der Rückseite stehen neun chinesische
Zeichen (davon drei
in roter Tinte): vermutlich der Name und die Wirkungsstätte
des
Herstellers.

Datenblatt
Material: Holz
Abm.: 120 x 58 x 18 mm
|

|

Beiderseits
der
13 Rasten wird die chinesische Einteilung des Sonnenjahrs in 24
Abschnitte (二十四节气 Èrshísì
jiéqì)
dargestellt. Zwei davon sind wiederholt, daher 13 Rasten. Die vorderste
und hinterste Raste entsprechen also etwa den Sonnwenden, um die
Äquinoktien herum findet die mittlere Raste Verwendung.
Jeweils links und rechts dieser Liste stehen vier Zeichen in roter
Farbe ( 四序調元 ) "die
vier
Jahreszeiten in
Übereinstimmung mit dem
ursprünglichen Qi ".
Gemeint ist hier das Qi eines Ortes und nicht einer Person oder eines
Lebewesens zu einer bestimmten Jahreszeit.
|
Rückseite
|
Qibla-Kompasse
Wo auch immer sich ein Moslem auf der Weltkugel befindet, muss er sich
für die rituellen Gebete zur heiligen Stadt Mekka (Saudi
Arabien)
wenden.
Diese Richtung heißt
qibla
und wird in den Moscheen in der Form einer Nische (
Mihrab)
in einer
Wand des
Gebetsraumes dargestellt. Diese
Kompasse dienen dazu, die entsprechende Richtung weltweit
herauszufinden.
Die Araber verwendeten den Kompass zu diesem Zwecke spätestens
im 13. Jh., d.h. vor den Kreuzzügen, und diese
Kenntnis wurde
an die westlichen Seeleute um diese Zeit weitergegeben.
Mehr darüber in
TWO
EARLY ARABIC SOURCES ON THE MAGNETIC COMPASS
(Kopie kann bestellt werden, pdf).
Hierzu: Das Institut für die Geschichte der
arabisch-islamischen Wissenschaften in Frankfurt/M., das ein Museum mit
Nachbauten arabisch-islamischer Instrumente besitzt, hat auch die in
der o.g. Abhandlung erwähnte Kompassschale des al-Ashraf Umars
aus dem 13. Jh. nachgebaut (Abbildungen:
HIER
klicken und danach
Museum
und schließlich
8
- Nautik
auswählen).
Dieses Instrument mit Kompass und Schattenwerfer (Gnomon) sieht
zwar im Prinzip wie eine
Butterfield-Sonnenuhr
aus,
aber es gibt keine Möglichkeit, die Uhrzeit mit Hilfe
des Schattens des tierförmigen Gnomons
auf
einer Stundenskala zu beobachten: Auf dem "Zifferblatt" sind nur die
Tierkreiszeichen als Bilder und in arabischer Schrift eingraviert. Ein
frei rotierender Zeiger ist an der zentralen Anlenkung des Gnomons
befestigt. Es dient
also weder der Zeitermittlung noch der Navigation. Es handelt sich nur
um einen persischen Kompass
zur Bestimmung der Qibla. Ganz in der Mitte, unter dem Pfeil, ist ein
achtzackiger Stern mit den Namen von acht Winden.
Auf dem Deckel sind die Namen von Städten und die
entsprehenden Azimutwerte angegeben.
Die in verschiedenen Quellen beschriebene Handhabung ist jedoch nicht
100%ig nachvollziehbar. Man kann zwar mit Hilfe des Kompasses das
Instrument auf eine Nord-Süd-Linie ausrichten.
Der gegenüber dem Zentrum der Scheibe versetzte Schatten des
Gnomons kann mit dem Zeiger auf ein Tierkreiszeichen parallel gerichtet
werden. Wenn man den Namen einer Stadt in der Nähe des eigenen
Standortes aussucht, muss es eine Verbindung zwischen dieser Stadt und
den Zeichen geben, um die Marschrichtumg zu bestimmen. Da die
Tierkreiszeichen jedoch auf dem kompletten Umlauf der Scheibe verteilt
sind, kann keine Richtung durch den Schatten angezeigt werden. Ferner,
da die Position der Tierkreiszeichen im Laufe des Jahres ständig
variiert, könnte dieses Instrument nur zu einem bestimmten
Augenblick verwendet werden, möglicherweise für die Pilgerfahrt nach
Mekka (Hadsch).
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|
Instrument
mit einem Kamelförmigen Gnomon
- Durchm. 172 mm
Anm.: Viele auf dem Markt angebotene Exemplare sind moderne Repliken und als solche an ihrer modernen
Kompassnadel zu erkennen.
Fotos
antique-scientific-instruments
|
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Fotos J. Grobovsek
Zum Vergrößern, Bilder anklicken |
|
Datenblatt
- Durchm. Gehäuse: 105 mm
- Durchm. Kompass: 25 mm
- Dicke: 23 mm
- Gnomon: Ziege
- Gravur auf dem Zifferblatt: Tierkreis als Bild in arabischer
Sprache
- Gravur an der Rückseite: s. rechts
- Gravur auf dem Deckel: bitte HIER klicken |
Rückseite
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
|
 |
Oberseite
mit Kompass und Gnomon: Tierkreiszeichen
Rückseite: arabische ZeichenfolgeVielleicht nur zur Dekoration |

Ein weiteres interessantes Instrument ist diese Uhr mit Kompass, die in
der Abteilung "
Uhren mit Kompass"
beschrieben
wird.
"KOSCHER"-KOMPASS
Wie die obigen Kompasse funktionierendes System, aber für die
Richtung nach Jerusalem.
Pendel mit Kompass
Beschreibung: Dieses Instrument wurde höchstwahrscheinlich im
Rahmen von spiritistischen Sitzungen verwendet. Hält der
Kunde den Griff am Ende des Kabels (Elektrode) in seiner Hand
und
lässt man das
Pedel über (beispielsweise) einem Foto der geliebten Person
hängen, so zeigt die Magnetnadel die Gefühle der
abgebildeten
Person an. Dabei richtet sich die Skala der Gefühle nach
derjenigen der oben beschriebenen
Postkarte:
kühl im Norden, heiß im Süden. Hat
man vorher ein
Magnet unter dem Tisch angebracht, so lassen sich nach Belieben
hervorragende
Ergebnisse erzielen...

Fotos
Arlete
Anderson
(Zum vergrößern, Bilder anklicken) |

Markierung an der Seite:
Registr. 8548 K K Berlin
|
Datenblatt
- Durchmesserr (Kompass): 32 mm
- Höhe (Gehäuse allein): 70 mm
- Schatulle: 270 x 68 x 50 mm
- Gewicht: 36 g
- Elektroden: Metallstäbe, rund mit abgeföachten
Enden
(ähnlich Schraubendrehern). Das Kabel zwischen den Elektroden
ist
um die Verjüngung des Kompassgehäuses gewickelt.
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Das Instrument in einer luxuriösen Seidenbespannten Schatulle |